Gipsmuseum / Gipsbergwerk
Das Gipsmuseum Schleitheim im Kanton Schaffhausen ist dem letzten noch begehba-
ren Gipsbergwerkstollen der Region vorgelagert. Es figuriert seit 2011 im Verzeichnis
der Geotope von nationaler Bedeutung. Auf kleinstem Raum und als einziges dieser Art
in der Schweiz zeigt es auf anschauliche Weise die geologische Entstehung des Gipses,
den bergmännischen Abbau, die Verarbeitung, die Eigenschaften und die vielfältigen
Verwendungsmöglichkeiten des Gipses in der Landwirtschaft, im Bauwesen, in der
Medizin und der Kunst usw.
Der Besuch des Gipsmuseums ist attraktiv für Interessierte an der Erdgeschichte, am
historischen Bergbau in der Region, der Geschichte des Schleitheimer Gipsgewerbes
und als Anschauungsobjekt der Berufskunde des Bau- und Baunebengewerbes. Es ist
aber auch geeignet als spezieller Höhepunkt einer Schulreise, einer Geologieexkursion,
eines Firmen-, Vereins-, Gesellschafts- oder Seniorenausflugs. Für Schulklassen oder
Vereine besteht die Möglichkeit der Benutzung der Grillstelle und der dazugehörenden
Sitzgelegenheiten. Angemeldeten Gruppen wird auf speziellen Wunsch ein Apéro mit
Schleitheimer Spezialitäten in der sog. Tonhalle im Stollen oder im Aussenbereich
angeboten. Für Einzelbesucher steht das Museum zu den festgelegten Terminen offen.
Neu: Fahrt mit der
Stollenbahn
Der Besuch des Gipsmuseums und
des Bergwerkstollens kann auch
Abschluss einer Wanderung auf dem
TAR-DA-DA-WEG oder dem
Begginger- und Schleitheimer-Teil
des geologischen Lehrpfades der
Region Schaffhausen sein. (Franz
Hofmann, Hans Hübscher «Geolo-
gieführer der Region Schaffhausen»,
ISBN 385801 005.7)
Das Museum
Das Gipsmuseum wurde 1938 von den letzten Betreibern des Gipsbergwerkes, der
Erbengemeinschaft der Buchdruckerfamilie J. G. Stamm, auf privater Basis einge-
richtet. Nebst Egon, Hans und Magdalena Stamm war massgeblich der spätere
Direktor des Museums zu Allerheiligen in Schaffhausen, Dr. Walter Ulrich Guyan,
beteiligt. Erste Besucher wurden schon 1935/36 in den 1904 aufgelassenen und von
1927 bis 1937 reaktivierten Stollen geführt. Das am 24. April 1938 eröffnete Museum
vor dem Gipsstollen sollte die Erinnerung an das für Schleitheim wichtige und flo-
rierende Gipsgewerbe des 18./19./20. Jh. wachhalten. Ein letzter Stollen wurde 1936
angeschlagen und bis 1944 betrieben. Dann kam das endgültige Aus für das Schleit-
heimer Gipsgewerbe. 1962 ging das Gipsmuseum als Stiftung an die Gemeinde und
wird seither von Freiwilligen und dem Verein Gipsstolle Schlaate geführt.
1996 wurde das Gipsmuseum von Grund auf neu gestaltet. Die fachliche Beratung
erfolgte durch die Geologen Dr. Franz Hofmann und Dr. Klaus Stucky, für das Aus-
stellungskonzept war Dr. Gérard Seiterle, damaliger Direktor des Museums zu
Allerheiligen, zuständig. Eine weitere Neugestaltung einiger Ausstellungsvitrinen im
Mühlenteil erfolgte 2007 durch den Geologen Dr. Iwan Stössel.
Das Gipsmuseum gibt mit geologischer Karte und geologischem Profil einen Über-
blick über die erdgeschichtliche Situation der Region Schleitheim. Die Entstehung
des Gipsgesteins vor rund 240 Mio. Jahren, in der Trias des Erdmittelalters, ist
anschaulich dargestellt. Landschafts- und Vermessungspläne aus dem 19. Jh. zeigen
die Standorte der oberirdischen, rund um das Dorf liegenden, und der unterirdi-
schen Gipsbrüche an der «Halde» in Oberwiesen. Ebenfalls sind die Standorte der
zehn Gipsmühlen in der Gemeinde festgehalten. Diese nutzten die Wasserkraft des
Schleitheimer- und des Zwerenbaches, um die Mühlen anzutreiben. Die letzte Gips-
mühle wurde am 1872 ausgehobenen Werkkanal in Oberwiesen gebaut. Sie
verarbeitete in der 1874 erbauten Gipsfabrik – «Fabrikation von Acker- & Baugyps,
künstliche Bausteine von Stamm & Wanner» ̶ die Gipssteine zu Acker-, Bau- und
Stuckaturgips sowie Gips-Bau- und Isoliersteine.
In einer Vitrine sind die im 19. Jh. verwendeten Werkzeuge ausgestellt. Zum Spren-
gen verwendete man Schwarzpulver, der Beleuchtung dienten Öllampen, später
Karpidleuchten. Gezeigt werden zudem das Brennen des Gipses sowie einige Arten
vorkommenden Gipses in Schleitheim. Die Verwendung von Gips für Bau- und
Kunstgewerbe, Medizin, als Giessformen u. a. m. wird ebenfalls gezeigt. Das kleine
aber informativ ausgestattete Museum zieren die von einem kunstbegabten Schleit-
heimer 1938 mit Kreide gemalten Wandbilder.
Der zweite Raum ist der Verarbeitung der Gipssteine gewidmet. Nach dem Vorbrand
wurden die Gipssteine in der Gipsstampfe zerkleinert, um dann in der Gipsmühle
zum Gipsmehl gemahlen zu werden. In Säcken und Fässern wurde das Endprodukt
an die Kundschaft ausgeliefert. Die Mühle stammt von einem Schleitheimer und war
im Nachbardorf Siblingen im Betrieb. In einem Schaubild wird die heutige Verarbei-
tung des Gips gezeigt. Ferner sind weitere Formen von Gips ausgestellt.
Stollen
Höhepunkt des Museumsbesuches ist der Gang in den einzigen für Besucher noch begehbaren
Gipsbergwerkstollen. Über dem Mundloch ist die heilige Barbara als Schutzpatronin der Berg-
leute im Relief dargestellt. Ein niedriger ausgebauter Zugangsstollen führt durch die überlagerte
Kalkschicht bis zur Gipsschicht. Hier weitet sich das Profil der Stollen mit einigen Seitenangrif-
fen. Die ganze Strecke ist bergmännisch gesichert und elektrisch ausgeleuchtet. Sehr schön ist
die Sedimentstruktur des Gipsgesteins zu sehen, aber auch die Bewegungen des Berges durch
Druck oder Aufquellung. Zu sehen sind auch die stehengebliebenen halben Bohrlöcher, die auf-
zeigen, dass der Abbau horizontal wie auch vertikal erfolgte.
Eindrücklich ist die Kaverne am Stollenende, die sog. Tonhalle sowie das Wasserbecken, das sog.
«Mannebad». Im Gegensatz zum in einem Seitenstollen anzutreffenden «Frauebad». Die Nen-
nungen sind jedoch nur sinnbildlich zu verstehen und dienten dem Kumpel zur Orientierung.
Weitere Informationen zur Geschichte
des Gipsabbaus in Schleitheim und
deren Weiterverarbeitung finden sie
hier>>>
Das Schleitheimer Gipsgewerbe
Broschüre ISBN Nr.3-9522515-8-5
Erhältlich im Gipsmuseum oder im
Buchhandel